lundi 30 mars 2020

Mono 16, Karl Wilhelm Bührer




















Robert Hardmeyer,
Familien-Emblem von K. W. Bührer, 1903



Das Mono des Karl Wilhelm Bührer

«Als wir jung waren», erinnerte sich der Schriftsteller Carl Seelig, «machten wir eifrig Jagd auf die Monos. Das waren illustrierte Karten, die von den Geschäften an die Kunden verteilt wurden Sie zu sammeln und miteinander auszutauschen, war eine Passion wie das Suchen nach Briefmarken oder nach Schmetterlingen. Schon damals lernten wir das Langweilige vom Phantasievollen, das Triviale vom Neuen zu unterscheiden. Dazu kamen die Plakatwände und Plakatsäulen, die modernen Zeitungen der Strasse. Leider konnte man sie nicht mit nach Hause nehmen.» (APG, 1948).

    Die Mono-Karten waren die Vorläufer des künstlerischen Malerplakates In dieser kleinformatigen Reklame erprobten die Künstler, befreit von allegorischem Ballast, die farbliche und räumliche Aufteilung der Fläche Der malerische Einfall stand, ohne die Konkurrenz der Schrift fürchten zu müssen, im Mittelpunkt. Texte wurden auf die Rückseite verwiesen. Im Mono manifestierte sich erstmals der Geschmacks- und Gesinnungswandel, der sich in der Schweiz nach Hodlers künstlerischem Durchbruch allmählich vollzog.

    Der Name Mono leitet sich von der auf der Rückseite der Karte stehenden Firmen-Monografie ab, die neben sorgfältig abgefassten Werbetexten stand. Zur Aufbewahrung der Karten konnten Wechselrahmen, Sammelalben oder -schachteln erworben werden. Das Angebot dieses künstlerischen Sammelobjektes reichte von der direkten, mehrfarbigen Firmenwerbung bis zu zweifarbigen thematischen Serien mit historischen, landschaftlichen und architektonischen Sujets.

    Die Gestaltung des Monos übernahmen junge Maler wie Cardinaux, Gilsi, Hardmeyer, Hohlwein, Mangold, Moos, Schaupp und Stiefel. Namen, die in der Frühzeit des Schweizer Plakates wieder auftauchen werden.

    Erfinder und Organisator dieser neuartigen Werbung um 1905 war der Ostschweizer
Karl W. Bührer (1861-1917), Gründer und erster Redakteur der Halbmonatsschrift «Die Schweiz», die während fast 20 Jahren als die führende literarische und künstlerische Zeitschrift der deutschen Schweiz galt kurze Zeit später gründete Bührer die «Internationale Mono-Gesellschaft Winterthur».

    1908 liessen sich auch die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) für das Mono gewinnen und brachten unter dem Titel «Mit Künstleraugen durch die Schweiz» über eine Million Karten heraus. Ihrem Beispiel folgten der Verkehrsverein Bern und die Berninabahn. René Thiessing, Leiter des SBB-Publizitätsdienstes, über die Mono-Karten «Dank ihrer
bestrickenden Formel und der faszinierenden Beredsamkeit ihres Begründers und Apostels
K. W. Bührer trug sie diesem bemerkenswerte Anfangserfolge ein.»

    Trotz zeitweiser Ausbreitung seiner Karten auf Deutschland und Österreich war der kaufmännische Erfolg gering. Die Schwierigkeiten dieses Schrittmachers der modernen Künstlerreklame beklagte C. A. Loosli in seiner Cardinaux-Monografie : «Wie alle seine Landsleute, die auf irgendeinem edelkulturellen Gebiete über den Tag und dessen kurzfristige Anforderungen hinaussehen, wurde Bührer, weil unverstanden, nur lau unterstützt, endlich fallen gelassen, womit auch seine Gründungen bald darauf in sich zusammensanken, und er selber genötigt ward, seine Tätigkeit ins Ausland zu verlegen.»


Das Weltformat

Enttäuscht von der Schweiz zog Bührer nach dem Zusammenbruch seiner Mono-Gesellschaft nach München und gründete 1911 die «Brücke». Mit der 1905 entstandenen Gemeinschaft, in der sich um die Expressionisten Kirchner und Heckel wahlverwandte Künstler gruppierten, hat Bührers Gesellschaft nur den Namen gemein. Seine «Brücke», deren weitgespannte Pläne durch seinen Tod und den Weltkrieg unverwirklicht blieben, sollte sich mit ihrem Kampf für ein Weltformat bleibend um das Schweizer Plakat verdient machen.

    Das Weltformat, wie es «Brücke»-Mitarbeiter und Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald
definierte und wie es in «Das Plakat» (4/1913) vorgestellt wurde, geht von der
Diagonalen des Quadratzentimeters aus (Wurzel 2 = 1,414) Weltformat I hat die Masse
1 x 1,41 cm, Weltformat X, als Briefbogen gedacht, misst durch Verdoppelung des
jeweils kleineren Formates 22,6 x 32 cm und Weltformat XIV schliesslich,
90,5 x 128 cm, sollte zum Schweizer Plakatformat werden. Bührer wurde
im gleichen Text so gewürdigt : «Was Gutenberg auf einem Teilgebiet erdacht hat,
das ist von dem genialen Schöpfer der Brückenidee, dem bescheidenen Schweizer
Karl Wilhelm Bührer, auf hundert Gebieten, alle menschliche Tätigkeit umfassend,
erdacht worden.»

Margadant, Bruno, L’Affiche suisse 1900-1983, Birk­häuser, 1983, Bâle 

samedi 28 mars 2020

Mono 14, Pfendsack





Hugo Pfendsack, «Amsel im Weinberg», Alkoholfreie Weine Meilen, 1906



Hugo Pfendsack, Ovo-Maltine, 1906

Mono 13, Pfendsack





 Hugo Pfendsack, Papagei-Waffeln, 1906



Hugo Pfendsack, Bettfedernfabrik, 1906

Mono 12, Gilsi






 Fritz Gilsi, Seidengrieder Zürich, 1904



 Fritz Gilsi, Schweizerischer Presstag, Juli 1908

jeudi 26 mars 2020

Mono 9, Robert Hardmeyer, Waschanstalt Zürich






Robert Hardmeyer, Waschanstalt Zürich, 1904

Mono 8, Krawutschke, Roquier




P. I. Krawutschke, Neujahrsgruss Wolfensberger, Januar 1905






L. Roquier, Kunstanstalt, 1905

Mono 7, Schaupp, Avis de passage












Richard Schaupp, Avis de passage, Wolfensberger

Mono 6, Hardmeyer, Mono Nummer 1













Robert Hardmeyer, Neujahrsgruss Wolfensberger, Dezember 1903

Mono 5, Sulzberger, Amberger Druck




A. Sulzberger, Druckerei Fritz Amberger, Zürich, 1903


Mono 4, Ludwig Hohlwein


 


Ludwig Hohlwein, Bade-Einrichtung, 1909


 


Ludwig Hohlwein, Wichsefabrik, 1906

mono 3, A. Welti, Burkhard Mangold


Albert Welti, Welti-Furrer Transport, 1903



Burkhard Mangold, Vernis & couleurs






































mercredi 25 mars 2020

Mono 2, Moos, Hardmeyer, Schaupp


Carl Moos, Abendstimmung am Wetterhorn, 1907

Druck : Wolfensberger, Zürich




Robert Hardmeyer, Versicherung,1903

Druck : Wolfensberger, Zürich
 




Richard Schaupp, Kaffee, 1908

Druck : Wolfensberger, Zürich

Das Mono1, Text, Mangold, Hardmeyer

Monokarten Matthys

Burkhard Mangold, Seilbahn Zugerberg

Druck : Wolfensberger, Zürich



Robert Hardmeyer, 1905

Druck : Wolfensberger, Zürich


Das Mono

Bevor das Plakat in der Schweiz ein persönliches Gesicht
annahm, eine Haltung zeigte, die zu seiner Bezeichnung
als «Künstlerplakat» führte, vollzog sich mit der Einführung
des «Mono» im Bereich der kleinformatigen, intimeren
Reklame ein Gesinnungswandel, der viele weitsichtige
Geschäftsleute aus den verschiedensten Zweigen des Handels
und der Industrie mitriss. Seine Wirkung ging weit über
die Grenzen unseres Landes hinaus. Redaktor Karl Bührer,
der Begründer der Zeitschrift «Die Schweiz», die sich einst
vor allem ihrer vorzüglichen Bildwiedergaben wegen als
wertvolle Mittlerin schweizerischen Kulturguts auswies,
war Anreger und Organisator des neuen Werbesystems.


Angewidert von den meistens banalen Geschäftsempfehlungen
seiner Zeit, verwirklichte er in der Schweiz im
Jahre 1903 einen Reformplan, der auch ein einheitliches
Drucksachenformat vorsah. Er verwirklichte ihn im Mono-
System, dem handlichen Einheitsformat 11,5 x 16,5 cm.


Wanderten die bisherigen Geschäftsanzeigen, Waren-
anpreisungen und Werbeflugblätter meistens nach kurzer
Notiznahme in den Papierkorb, so sollten die Bührer’schen 

Karten Objekte der kleinen und der grossen Sammler
werden. Mit farbenfrohen, erzählerischen Motiven wandten
sie sich an das Kind, mit geschichtlichen, folkloristischen,
landschaftlichen und architektonischen Darstellungen
hielten sie Einzug in die Schulen und fesselten auch den
Erwachsenen. Manches Mono wurde gleichzeitig als
Erinnerungsblatt ein Helfer der Verkehrswerbung. Im
Mono-Umschlag konnte es als Grusskarte versandt werden.
Im Mono-Wechselrahmen dienten die Bilder als Wand -
schmuck. Sie wurden auch zu Gesellschaftsspielen verwendet.
Die Bildseite der Karte trug meistens keine Reklame.
Die Rückseite trug neben sorgfältig abgefassten Werbetexten
der am System beteiligten Firmen knappe Monographien
– daher der Name Mono – die den Bildinhalt erläuterten.
Die Werbetexte selbst erreichten oft das Niveau kultur-
geschichtlicher Miniaturen. Registraturvermerke nach
Firmen, Orten, Materien und nach Künstlern geordnet,
ermöglichten die Katalogisierung der Karten nach
kaufmännischen und ideellen Gesichtspunkten. Albums und
Sammelschachteln konnten wie die Wechselrahmen zur
Aufbewahrung der Blätter erworben werden.


Gegen ein Jahrzehnt lang blühte dieser frühe, hoch-
wertige Zweig der Reklame. Der kaufmännische Erfolg
war ihm auf die Dauer versagt geblieben; der moralische
aber hatte Auswirkungen, die sich vor allem in der Plakatgestaltung
offenbarten. Und die Idee des Normalformates,
die Bührer in seinen Monos verwirklichte, wurde später auf
viel breiterer Basis Tatsache mit der Schaffung der Papier-
Normalformate, welche die Schweizerische Normenvereinigung
im Jahre 1919 einführte. Die Proportionen des Monos
aber leben im Plakat-Weltformat weiter.


Gewissenhaft durchgearbeitete Flugblätter (Pro-Mono)
kündeten jeweils Neuerscheinungen an und munterten mit
praktischen Hinweisen zum Sammeln auf. Im Jahre 1906
war die Internationale Mono-Gesellschaft in Winterthur
gegründet worden. Die Idee verwirklichte sich auch in
Deutschland und Österreich. Tüchtige Künstler stellten sich
ihr zur Verfügung : unter ihnen Cardinaux, Gilsi, Hohlwein,
Mangold, Moos, Pfendsack und Schaupp. Namen, die wir
fast alle wieder unter denjenigen der Gestalter der Künstlerplakate
finden. Wie dem Plakat, war auch schon dem Mono
J. E. Wolfensberger ein eifriger Förderer und Betreuer.
Lithographie, Lichtdruck und Chemigraphie dienten zur
Verwirklichung eines Planes, der im besten Sinne Kulturwerbung
bedeutete.


Die Lithographie in der Schweiz, Bern, 1944